Reisen kann verdammt anstrengend sein. Deshalb haben wir beschlossen, einen Ort aufzusuchen, an dem wir uns wohlfühlen, auskennen und länger bleiben wollen. Seit ich Marie kenne, erzählt sie mir ganz begeistert von diesem Ort in Costa Rica, an dem sie schon viermal war. Deshalb haben wir ein Flugticket nach San José und eine Unterkunft für vier Wochen gebucht. Die Anreise hatte es schon Mal in sich, da der Bus, der eigentlich fünf Stunden dauern sollte, nun über neun gebraucht hat. Wir standen so ewig lange in einem sich nicht auflösen wollenden Stau, dass der Fahrer irgendwann einfach auf die Gegenspur ausgewichen ist, um ein paar Kilometer zu schaffen. Wir sind um 5 Uhr in Bogotá aufgestanden und kamen um 23 Uhr in der Unterkunft in Puerto Viejo an 🚌
Den ersten Tag haben wir damit verbracht, Fahrräder zu kaufen, da man hier unbedingt welche braucht, um von A nach B zu kommen. Unser Plan ist, diese wieder zu verkaufen und somit etwas Geld zu sparen, denn das Ausleihen ist sehr teuer. Wir waren dann auch noch einkaufen und haben den Kühlschrank mit Lebensmitteln gefüllt.









Schon bevor wir nach Puerto Viejo gekommen sind, sind wir in eine WhatsApp-Gruppe eingetreten, in der sich Leute aus der Umgebung vernetzen. Dort wird alles Mögliche angeboten: Massagen, Yoga, Kakao- und andere Zeremonien, Klamotten, Seifen, jede Menge selbstgemachtes Essen, Hotelangebote, etc. pp. Echt gut, um einen Eindruck des Lebens vor Ort zu bekommen. Wobei sich dort vor allem Expats und Touristen tummeln, aber es gibt auch Ticos, die ihr Business darüber bewerben. So sind wir auch auf einige Events aufmerksam geworden (ich habe ein Sound Bath mitgemacht; wir waren bei einem Salsa-Kurs) und ich habe ein paar Lebensmittel darüber bestellt, z.B. Bananenbrot, Tofu, Kimchi, Tamales oder Empanadas. Nach einiger Zeit haben wir auch darüber unser Obst und Gemüse bestellt, weil es einfach günstiger ist als im Supermarkt. Die Großen sind einfach viel teurer oder man wird in den Kleinen einfach über den Tisch gezogen. Je nach Stimmung des Verkäufers wechseln die Preise dort pro Kunde oder Tag. Der Tofu wird von der lieben Andrea aus der Schweiz hergestellt, die mit ihrem Partner vor drei Jahren hier her ausgewandert ist. Wir haben uns so gut verstanden, dass sie uns zu sich nach Hause eingeladen und wir dort zusammen Sauerkraut gemacht haben (übrigens super einfach zu machen, hier ein gutes Rezept). Die beiden waren dann auch noch bei uns zum Abendessen und wir haben uns total gut verstanden. Sie hat uns Obst mitgebracht, das ich noch nie gesehen habe, mir Zutaten für Rezepte gegeben und angeboten, unser Rad so lange zu behalten, bis wir es verkauft haben. Einfach super super lieb die beiden und wir sind so dankbar, sie kennengelernt zu haben. Ich wusste schon immer, dass Tofu die Menschen verbindet 😂 Bananenbrot, glutenfreies Brot, Kimchi, Marmeladen, Schokolade und Co. kommen von einem Engländer, der schon mehrere Jahre in Costa Rica wohnt. Mit ihm hatten wir auch von Anfang an ein gutes Verhältnis und haben uns viel ausgetauscht. Die Preise für die Produkte sind oft niedriger als im Supermarkt, ich weiß, was drinsteckt und unterstütze die hier lebenden Menschen.
Wenig später war dann mein Geburtstag 🎂 Marie hat den Tag toll organisiert und mich am Morgen mit Video-Grußnachrichten von Familie und Freunden überrascht, das war echt schön und super süß von ihr. Nach dem Frühstück ging es dann zur Überraschung, wo wir mit dem Motorrad unserer Vermieterin hingefahren sind. Es war nicht weit und mitten im Dschungel gelegen, durfte ich eine einstündige Massage genießen. Es war wirklich die beste Massage, die ich bisher außerhalb Deutschlands bekommen habe. Und das umgeben von den Geräuschen des Dschungels, wahnsinnig gut.
Marie wollte dann noch unbedingt eine Kakaotour mit mir machen, die sie schon fünf Mal oder so mitgemacht hat. Also haben wir uns wieder das Motorrad unserer Vermieterin ausgeliehen und sind nach Bribri gefahren. Allein die Strecke dorthin war schon so wunderschön. Gefühlt noch mehr Natur als in der Nähe des Meeres und nicht so viele Touristen. Es war keine richtige Kakaofarm, sondern mehr eine Familie, die den Herstellungsprozess dort erklärt. Sie haben uns aber auch noch andere Pflanzen gezeigt und erklärt, wie sie leben. Es handelt sich nämlich in der Region um eine indigene Minderheit, mit eigener Sprache und Ritualen. Der Besitzer, der uns herumgeführt hat, hatte wohl an dem Tag nicht so viel Bock und er hat sehr wenig erklärt. Da Marie schon so oft dort war, hat sie mir dann einfach ein paar Dinge erklärt, z.B. über die schamanischen Heilungsrituale. Ich habe in Mexiko ja schon Kakao hergestellt, und kenne den Prozess, von daher war es insgesamt nicht mehr so neu. Aus der frisch gepressten Kakaomasse haben wir dann einen Kakao gemacht, der natürlich echt lecker war. Die Masse ebenfalls. Das ist so stark, dass ein Stück der Masse bei mir die gleiche Wirkung hat, wie ein Espresso. Nach der kurzen Tour haben wir dort unser mitgebrachtes Porridge gegessen und sind danach noch zu einem Wasserfall. Der war auch nicht wirklich spektakulär, aber wir haben das kühle Wasser genossen. Außerdem hatte es dort diese Fische, die einem an den Füßen knabbern. In Asien bezahlen die Leute dafür, hier war es im Preis inbegriffen.



Eins meiner Highlights war der Besuch des Jaguar Rescue Centers. Ich hatte vorab ein bisschen Sorge, dass es eine Touristen-Falle ist, da es die meistgebuchte Aktivität in der Region ist. Es gibt täglich zwei ca. 90-minütige Touren am Vormitten. Wir waren an einem Samstagmorgen dort, und es war entsprechend voll. Die Leute haben sich aber aufgeteilt, da die Tour in vier Sprachen angeboten wurde, auch in Deutsch. Das Schutzgebiet wurde vor einigen Jahren von einer Spanierin und einem Italiener gegründet, beide mit Biologie Hintergrund. Die Gründung war mehr Zufall. Damals haben die Einheimischen einen Jaguar gefunden und wussten nicht so recht, was sie mit ihm machen sollten. Sie haben ihn dann zu diesem ausländischen Biologen-Pärchen gebracht. Die haben dann erstmal festgestellt, dass es kein Jaguar, sondern ein Ozelot war. Leider ist der dann auch verstorben, aber die Einheimischen haben immer wieder verletzte oder verwaiste Tiere zu den Beiden gebracht, die von nun an das “Jaguar-Pärchen” waren. Irgendwann lebten die beiden mit so vielen Tieren unter einem Dach, dass sie sich vergrößern mussten und eine Art Tierheim eröffnet haben. Das heutige Zentrum kümmert sich um verletzte Tiere und versucht sie wieder auszuwildern. Einige Tiere sind dazu allerdings nicht mehr in der Lage und verbringen ihre Zeit nun dort. Im Rahmen der Tour haben wir Schlangen, Affen, Faultiere, Rehe, Wildschweine, Wildkatzen u.v.m. gesehen und ihre Geschichten gehört. Die Schlangen werden dort zu Aufklärungszwecken gehalten. Zum einen wird den Leuten erklärt, nicht jede Schlange, die in ihren Garten kommt, sofort zu töten, weil das unnötig ist (es gibt z.B. eine Schlangenart, die die giftigen Schlangen jagt). Zum anderen ist Costa Rica führend bei der Entwicklung von Antiserum bei giftigen Schlangenbissen. So haben sie es geschafft, ein einziges Antiserum für alle Arten von Bissen zu kreieren. Das ist im ganzen Land verfügbar und somit ist die Chance, an einem Schlangenbiss zu sterben, relativ gering. Für Schulklassen sind die Führungen übrigens kostenfrei. Was ich noch interessant fand: wenn Babys von Faultieren vom Baum fallen, ist der Sturz an sich für sie kein Problem. Allerdings sind Faultiere so gut wie blind. Wenn die Mutter nun die Schreie des Babys nicht richtig orten kann und durch andere Geräusche abgelenkt wird, findet sie das Baby nicht mehr. Wenn das Baby dann Glück hat, findet ein Mensch es, bringt es ins Tierheim, wo es untersucht wird. Dann wird dort das Geräusch des Babys aufgenommen und mit Lautsprechern dort abgespielt, wo das Baby gefunden wurde. Damit wird im besten Fall die Mutter angelockt und die beiden können so wieder vereint werden. Das ist eine ganz neue Art, die Tiere wieder zusammenzubringen. Falls die Mutter nicht gefunden wird, bleibt das Baby zwei Jahre im Tierheim, bevor es wieder ausgewildert werden kann. Pro Jahr werden ca. 300 Faultiere ins Tierheim gebracht. Apropos Auswildern: bei Wildschweinen ist das Problem, dass sie sich zu sehr an die Menschen gewöhnen. Entweder lassen sie sich dann erst gar nicht mehr in der Natur aussetzen, oder sie sind jagenden Menschen gegenüber zu zutraulich. Das ist eine bisher ungelöste Herausforderung für das Tierheim, die Tiere bei der Aufzucht nicht zu sehr an die Menschen zu gewöhnen. Bei all diesen Themen wird extrem viel Forschung betrieben und immer wieder Studien mit den Ergebnissen für andere Tierheime veröffentlicht. Wir hatten echt einen coolen Guide, der das witzig und informativ gestaltet hat.
Wir waren dann noch bei einem anderen gemeinnützigen Projekt, dass sich um den Bechstein-Ara kümmert. Dieser wunderschöne Vogel ist nämlich vom Aussterben bedroht, die Gesamtzahl wird auf etwa 1.000 Exemplare geschätzt (300 davon in Costa Rica). Vor 10 Jahren, als das Projekt gestartet wurde, gab es nur noch einen Vogel in der Region. Mittlerweile sind es wieder 120 und es sollen 500 in den nächsten zehn Jahren werden. Jeden Tag gibt es eine kurze Tour von 15 bis 16 Uhr, bei dem vor allem das Beobachten der Vögel, die zum Essen hier herkommen, im Vordergrund steht. Auf ein paar Plattformen werden ein paar Nüsse und Samen bereitgestellt, die sie dann als Snack verspeisen. Sie sind nicht darauf angewiesen, freuen sich allerdings scheinbar, jeden Tag hier geflogen zu kommen. Sie nisten in Bäumen, die bis zu 800 Jahre alt werden können und riesig sind. Hier wird vom Projekt z.B. unterstützt, Nistplätze in den Bäumen bereitzustellen. Die Vögel sind echt groß, farbenfroh und laut 🦜


Die Strände in der Umgebung sind wunderschön und hier verbringen wir viele Nachmittage, wenn es das Wetter zulässt. Offiziell ist übrigens Trockenzeit, aber das merken wir nicht wirklich. Teilweise regnet es die ganze Nacht, oder den ganzen Vormittag durch. Und teilweise dermaßen stark, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Das ist an sich kein Problem, allerdings werden unsere Sachen dadurch nicht richtig trocken, da es einfach unfassbar luftfeucht ist. Nach nur zwei Wochen finden wir auf unseren Rucksäcken und teilweise an der Kleidung Schimmel. Auch die Matratze, Handtücher und vieles andere riecht einfach unangenehm und ist ständig leicht feucht.
Wir kochen viel und gehen kaum in Restaurants oder Cafés, weil es einfach viel zu teuer ist. Ich habe keine Ahnung, wie die Einheimischen sich das leisten können. Mein Lieblingsessen hier sind Patty, ich würde sagen, die Costa Ricanische Variante von Empanadas, schnelles und günstiges Fastfood. Marie trinkt fast jeden Morgen aus einer frischen Kokosnuss (hier: Pipa). Hier haben wir nach ein paar Wochen gelernt, dass es zwei verschiedene Arten gibt: eine mit einer etwas dünneren Schale, in der mehr Kokoswasser steckt (günstiger) und eine mit einer dickeren Schale, die weniger Wasser, aber dafür viel mehr Fruchtfleisch hat (teurer). Es ist zwar jedes Mal etwas Arbeit, die Nuss aufzubrechen und das Fleisch herauszuholen, aber es lohnt sich. Für mich der beste, gesündeste und günstigste Snack hier. Das Öffnen geht übrigens ganz leicht, ich habe dazu einen Stein benutzt, den ich ein paar Mal ringsherum auf die Kokosnuss geschlagen habe. Es öffnet sich dann ein Spalt und ich fange das Kokoswasser auf. Danach lege ich die beiden Hälften in etwas kochendes Wasser, Deckel drauf und saunieren lassen. Nach etwa 10-15 Minuten kann man das Fleisch dann ganz einfach mit einem Messer von der Schale lösen.


Einen Tag vor Heiligabend hat Marie dann Geburtstag! 🎁 Es ist ihr 34ter und der dritte in Folge für sie hier in Puerto Viejo. Ich habe ein paar Freunde von ihr gefragt, ob sie eine Videonachricht schicken möchten, was auch alle freundlicherweise gemacht haben. Die habe ich dann zusammengeschnitten und mein eigentliches Geschenk ans Ende gepackt: ein von ihrem südafrikanischen Lieblings-Podcaster aufgenommenes Musikvideo inklusive persönlicher Gratulation. Das hat sie umgehauen und sehr berührt. Später hat sie mir erzählt, dass sie dachte, Nathan würde in meinem Namen um ihre Hand anhalten. Aber das heben wir uns noch auf 😏 Nach so vielen Emotionen habe ich sie dann zu einem Masseur gebracht, der ihr eine Fußmassage gegeben hat. Ich kannte ihn nur durch WhatsApp, aber er war unglaublich nett und sein Haus wunderschön. Es hatte eine sehr positive Energie, die wir beide gleich gespürt haben. Nach der Massage gab's dann noch ein leckeres, typisch Costa Ricanisches Mittagessen in einem kleinen, lokalen Restaurant. Den Nachmittag haben wir dann am Strand verbracht. Ein wirklich toller Tag, für sie, aber auch für mich. Heiligabend waren wir dann ebenfalls am Strand, bisher der schönste, den ich gesehen habe und ich habe danach ein echt tolles Weihnachtsdinner zubereitet. Anschließend haben wir uns noch einen Weihnachtsfilm angeschaut. Marie liebt diese Zeit des Jahres, was definitiv auch etwas auf mich abfärbt, da ich ja normalweise nicht so der Fan bin... Es gab keine großen Geschenke, wir haben uns beide Liebesbriefe geschrieben, für mich gab es Schokolade und für sie ebenfalls. Allerdings war in meiner auch etwas Psilocybin, was wir in den nächsten Tagen ausprobieren wollen 🍄
Am Morgen des Heiligen Abends bin ich mit gemischten Gefühlen aufgewacht. Während ich hier im Paradies liege und mich erhole, und viele meiner Freunde, Familie und Bekannte ein schönes und sicheres Weihnachtsfest feiern, haben viele Menschen auf der Welt kein Zuhause mehr oder wissen nicht, wie sie an sauberes Trinkwasser oder Essen kommen sollen. Ich habe dann mal “aktuelle Kriege” bei Google eingegeben und diese Liste auf Wikipedia gefunden. Es gibt ja nicht nur die Konflikte, über die viel in den Medien berichtet wird, sondern leider viel zu viele davon. Falls du zum Jahresende noch ein paar Euro übrig habt und die ggf. spenden möchtest, kann ich dir sehr die Plattform effektiv-spenden.org ans Herz legen. Damit stellst du sicher, dass dein Geld möglichst effektiv eingesetzt wird, im Schnitt sogar bis zu 100-mal wirksamer!🙏






Ich finde, wir haben die vier Wochen sehr gut genutzt, um zur Ruhe zu kommen. Marie fühlt sich hier einfach pudelwohl und kann richtig abschalten. Mir war es wichtig, genügend Zeit für meine Reflexion, Planung und Coachings zu haben. Dabei ist mir auch bewusst geworden, dass meine Ansprüche, herauszufinden, was ich beruflich machen möchte UND dabei reisen, nicht wirklich vereinbar sind. Das Reisen nimmt mir einfach zu viel Energie und Kraft, die in die Planung und Organisation fließen. Diese Energie und Motivation, über neue Ideen und Projekte nachzudenken, fehlt mir dann. Ich entscheide mich also bewusst für das Reisen und damit gegen die Suche. Auch, weil ich wieder Selbstvertrauen und Zuversicht tanken konnte, weil ich hier nach zwei Wochen Entspannung gemerkt habe, dass ich Lust habe, etwas Neues auszuprobieren. So habe ich zum Beispiel ein paar Gründer mit coolen Ideen angeschrieben, die nach Mitgründern suchen. Nicht, weil ich zwingend wieder ein Unternehmen (mit)gründen möchte, sondern einfach, weil mir der Austausch Spaß macht und ich mich freue, wenn ich mein Wissen und meine Erfahrung einbringen und sie unterstützen kann. Mal sehen, was daraus noch entsteht. Eines Tages hat mich Francesco angerufen und wir haben im Austausch festgestellt, dass er ein neues Projekt starten möchte, über das ich auch schon nachgedacht habe. Hier fangen wir jetzt einfach mal ohne großen Druck an und schauen, was passiert. Ich hatte auch ausreichend Gelegenheit, jeden Morgen Übungen für meine Schulter zu machen und ich habe das Gefühl, die wirken auch schon etwas.









Wer mich kennt, weiß, dass ich mich manchmal über Leute beschwere, die nicht “Hallo” sagen (wenn es die Situation betrachtet sinnvoll wäre). Darüber spreche ich auch viel mit Marie, die viele Beispiele mitbekommt. Sie meinte dann einen Tag zu mir: du sagst ja auch nicht immer Hallo, fang doch mal damit an. Und sie hat absolut Recht: getreu dem Motto “ Be the change you wanna see in the world” versuche ich das ab sofort wirklich mehr in die Tat umzusetzen und grüße eher mal bzw. starte das Gespräch. Mal klappt das gut, mal weniger gut.
Wenn ich morgens mit meiner Tasse Grüntee so in der Hängematte liege und lese, sehe ich oft einen Kolibri, der immer auf der gleichen Pflanze sitzt. Im Laufe der Zeit sind mir mehrere Sachen aufgefallen: Das erste war, dass er die Blumen, die die Kolibris anfliegen um Nektar zu trinken, vor anderen Vögeln beschützt. Sprich, sobald er mitbekommt, dass ein anderer Vogel von ihrem Nektar trinkt, stürzt er sich in den Busch und vertreibt ihn. Ich weiß natürlich nicht genau, ob es sich immer um den gleichen “Beschützer” handelt, oder ob der Kolibri-Sicherheitsdienst mehrere Angestellte hat. Das Zweite war, dass es einen Kolibri gibt, der manchmal in unser Schlafzimmer fliegt, einige Mücken und Spinnen o.ä. aus den Ecken klaut und dann, jetzt kommt’s, sich im Spiegel betrachtet! Unfassbar, er schwebt vor dem Spiegel und schaut sich kurz an. Ich bin nicht sicher, ob er sich bewusst ist, dass es sich um sein Spiegelbild handelt oder einen anderen Kolibri vermutet. Trotzdem super interessant zu sehen. Mein dritter Gedanke ist ein bisschen philosophischer: Ich habe ja schon mal etwas über Kolibris geschrieben und bin fasziniert: Es ist der einzige Vogel, der seitwärts und rückwärts fliegen kann und im Flug erreicht er eine Geschwindigkeit von fast 100 km/h. Jetzt könnte man denken, ja das ist schnell, aber ja nicht soooo schnell. Na ja, dabei muss man auch die Größe des Objekts betrachten. So können einige Kolibris bis zu 385 Körperlängen pro Sekunde zurücklegen. Zum Vergleich: Wanderfalken kommen im Sturzflug auf 200 Körperlängen und ein Kampfjet auf “nur” 40. Weil er sich halt so schnell bewegt, muss er alle 15 Minuten Nektar trinken, um seinen Energiebedarf zu decken. Dann kam mir der Gedanke, warum fliegt er überhaupt die ganze Zeit? Er könnte doch auch einfach ruhig auf einem Baum sitzen, sich nicht so viel bewegen und dann müsste er auch nicht oft trinken. Logisch, oder? Und das Konzept habe ich dann gedanklich auf den Menschen übertragen: Warum fällt uns “Stillstand” so schwer? Es muss immer weiter, höher, schneller sein, mehr arbeiten, mehr Geld verdienen, um sich dann den völlig überteuerten Urlaub zu gönnen, um von der stressigen Arbeit zu entspannen und dem Burnout vorzubeugen. Wenn wir mal weniger machen würden, bräuchten wir auch nicht so viel Geld, ergo könnten wir auch weniger arbeiten. [Bitte jetzt keine Hassmails oder Kommentare schicken, ich weiß schon, dass das eine sehr privilegierte Sichtweise ist und auf viele Menschen nicht zutrifft; ich richte mich ja auch eher an die Bessergestellten, zu denen du gehörst, da du hier mitliest]. Na ja so viel zu meiner Vogel-Philosophie 🫣
Was mich auch, Mal wieder, beschäftigt hat, war die Frage, ob ich mehr Inhalte, die mich beschäftigen und interessieren auf den sozialen Medien posten soll. Ich weiß, dass ich in einigen Bereichen viel weiß und es auch gut rüberbringen kann. Allerdings fehlt mir so ein bisschen die Idee für das Thema und die Nische. Dann merke ich schnell wieder, dass mir auch die Motivation fehlt, ständig etwas zu posten. Ich weiß ja nichts, was andere nicht auch wüssten, ich habe das ja alles von anderen gelernt. Von daher habe ich jetzt endgültig entschieden, dass es nichts für mich ist. Es fühlt sich einfach nicht authentisch an.
Wir werden Silvester in Quito, Ecuador verbringen und dort das neue Jahr starten. Mich treibt es irgendwie weiter und ich habe wieder Lust, neue Orte zu entdecken. Meine Reise-Batterie ist wieder aufgeladen. Mal sehen wie lange sie diesmal hält 🙈 Marie ist fein damit und freut sich auf ein günstigeres Land und ganz besonders auf die Galápagos-Inseln.
Ich hoffe du hattest ein schönes Weihnachtsfest und kommst gut ins neue Jahr! 🎆
Wow, everything sounds so positive and warm and accepting and growing. The food, nature, cacao, both of your birthdays, the possibility of a "proposal", you accepting that you cannot do both: travel and work a lot...I am very happy for you two. Stay positive and keep "living by example". Marie's got a point: always look at yourself and be an example. Stop complaining about others, look at all the positive things and BE the change! :-)
And especially the part where you pointed out our privileged situation of peace and wealth and you call for donation got me. Thanks! Hugs from Germany and have a happy start into the year!
I love this article my love ! You share more about your emotional journey, makes it more intimate. I love it 🤍 I truly enjoy our time here in Puerto Viejo 🤍