Um 13 Uhr bin ich von der Vulkantour zurück im Hostel, packe meine Sachen und werde um 14 Uhr abgeholt. Ich bin der erste und bis wir alle eingesammelt haben, vergeht fast eine Stunde sehr holprige Fahrt durch Antigua. Es fahren auch sechs mega nervige Möchtegern-Hippies aus den USA mit, ein guter erster Eindruck der Leute, die nach San Marcos wollen... Die Fahrt dauert nicht allzu lange und entgegen dem, was uns vorher gesagt wurde, werden wir doch direkt nach San Marcos gebracht. Erst hieß es, wir müssten einen Ort vorher aussteigen und ein Tuk Tuk nehmen. Aber ich denke weil so viele hier her wollen, fährt er uns freundlicherweise bis an unser Ziel. Ich laufe dann den Rest zum Haus meiner Gastfamilie, weil es laut Google Maps nicht so weit ist. Ist sowieso ein kleiner Ort. Allerdings stehe ich plötzlich vor einer dermaßen steilen Straße! Das kann ich ja jetzt überhaupt nicht gebrauchen, so müde und ko, wie ich bin. Aber nützt ja nichts, also schleppe ich mich da mit letzter Kraft hinauf. Die Nichte meiner “Gastmama” Angelina holt mich ab und bringt mich zur Unterkunft, weil Angelina noch nicht zurück ist. Sie wohnt unten mit zwei ihrer drei Töchter und oben vermietet sie das Zimmer an Sprachschüler. Das Zimmer ist recht groß und hat ein eigenes Bad. Leider ist das Waschbecken draußen vor dem Zimmer, was etwas gewöhnungsbedürftig ist. Ich nehme eine, leider etwas zu kalte, Dusche und gehe anschließend um kurz vor 20 Uhr ins Bett.
Am nächsten Morgen begrüßt mich Angelina dann, entschuldigt sich, dass sie nicht da war und zeigt mir alles in Ruhe. Um 8 Uhr gibt's dann veganes Frühstück (Haferflocken ohne Milch und Zucker mit Banane, sehr gut für meinen Magen) und wir unterhalten uns ein bisschen. Interessant ist, dass sie einen Dialekt sprechen, von dem ich kein Wort verstehe! Sie meint, das hier jeder Ort seinen eigenen Dialekt spricht. Insgesamt gibt es in Guatemala neben Spanisch noch 53 weitere indigene Sprachen, davon 22 Maya-Sprachen. Aber ihr Spanisch mit mir ist sehr klar und deutlich. Außerdem erzählt sie mir auch, wie korrupt die Politik hier ist und sich seit Jahren daran nichts ändern. Um kurz vor 9 Uhr geht's dann in die Sprachschule, wo ich jeden Tag mit meinem Lehrer Henry bis 13 Uhr Unterricht habe. Mein erster Eindruck von ihm ist, dass er eher nicht so viel Lust hat. Wir lernen anhand eines Buches, das er benutzt. Lernort und Lehrer sind bei Weitem nicht so gut, wie in Nicaragua. Aber für eine Woche passt es.
Was mir langsam ein bisschen Sorge bereitet, ist, dass es meinem Magen nach Mahlzeiten immer noch nicht gut geht. Weiß so langsam nicht mehr, was ich noch machen kann. Ich gebe mir die Woche Zeit, um zu schauen, ob es besser wird und wenn nicht, muss ich wohl noch Mal zum Arzt.
Leider ist der Unterricht am nächsten Tag auch nicht viel besser, beschwere mich daher bei der Schule und bekomme einen neuen Lehrer. Da der Unterricht am nächsten Tag erst um 14 Uhr beginnt, lass ich es ganz langsam angehen und fahre nach dem Frühstück mit dem Boot rüber nach San Juan. Die Strecken sind hier kurz und die Fahrten mit dem Boot günstig. San Juan ein sehr schöner kleiner Ort mit einer toll dekorierten Hauptstraße. Ich besichtige eine Schokoladenfabrik, wo ich mich mit Schokolade eindecke und einen Kräutergarten, wo ich Tee und eine Salbe für meinen Muskelkater kaufe. Wie ich später erfahre, gibt es die identische Schokolade in einem Laden in San Pedro für die Hälfte! Soviel zu “ich kaufe es günstig in der Schokoladenfabrik”! Anschließend geht's zurück nach San Marcos zum Mittagessen und anschließendem Sprachunterricht. Mein neuer Lehrer Raul ist soviel cooler, witziger und engagierter. Der Unterricht macht richtig Spaß, wir verstehen uns so gut, dass die vier Stunden wie im Flug vergehen. Wir vergessen sogar eine Pause zu machen.
Am nächsten Tag mache ich dann nach dem wieder sehr guten Unterricht mit Raul einen Ausflug nach San Pedro, dem Party-Ort hier am See. Es gibt tatsächlich nicht viel zu sehen, außer einer Hauptstraße voller Bars, Cafés und Hotels.
Am Samstag ist dann mein letzter Unterrichtstag und ich verabrede mich mit Raul für ein Abendessen nach meiner Rückkehr zum See. Wir verstehen uns echt gut! Danach chille ich nur noch und organisiere ein bisschen die nächsten Wochen.
Am Sonntag schlafe ich dann aus, frühstücke in Ruhe im Ort, weil es heute von Angelina kein Essen gibt, es ist ihr freier Tag. Nach dem Frühstück und ein paar Telefonaten gönne ich mir dann eine Massage, die ganz gut, aber auch nicht überragend ist. Aber ich bin auf jeden Fall entspannter. Zum Abend lädt mich dann ein Kumpel, den ich in Antigua kennengelernt habe, zum Sound Bath ein. Da das super interessant klingt, gehe ich um 17 Uhr ins Eagle Nest, eine tolle Unterkunft in der Nähe, mit riesiger Yoga-Plattform und schönem Ausblick auf den See. Hier kommen fast 20 Leute zusammen, die sich von Klangschalen berieseln lassen. Ist wirklich eine tolle Erfahrung, wir liegen alle mit geschlossenen Augen auf dem Boden und nach einer kurzen Einführung und Meditation lässt die Dame dann ihre Schalen erklingen. Das geht mir echt durch den ganzen Körper, was ja auch nachvollziehbar ist, denn wir bestehen zu einem großen Teil aus Wasser und die Schalen bringen das Wasser in uns zum Schwingen. Als alle dann so langsam gehen, bietet sie mir auch, mal eine Schale direkt auf meiner Brust zu positionieren und zum Klingen zu bringen, was wirklich absolut intensiv ist. Da sie meinen Kumpel kennt, gehen wir dann noch Dritt Abendessen und unterhalten uns ein bisschen über die spirituellen Erfahrungen, die die beiden hier gemacht haben.



























Am Montag geht es dann mit dem Chicken-Bus in Richtung Xela. Die Fahrt ist echt krass: Die Straßen vom See die Berge hoch sind wahnsinnig kurvig und der Fahrer gibt echt alles und überholt sogar Autos und Minivans. Ich kann nicht mal auf mein Handy schauen, ohne dass mir schlecht wird. Aber der Blick von oben auf den See entschädigt dann für das Zick Zack. In Xela angekommen erlebe ich dann eine sehr quirlige und authentischere Stadt, laut und wuselig, aber irgendwie sympathisch. Nach dem Check-in im durchschnittlichen Hotel erkunde ich die Stadt etwas zu Fuß. Es gibt einen schönen Park in der Nähe, wo mich auch direkt ein junger Mann anspricht, wo ich herkomme, was ich hier mache, etc. Wir quatschen kurz und auf einmal fragt er mich, ob ich Männer mag. Ich dachte erst, ich habe mich verhört, aber tatsächlich bietet er mir an, mit zu sich zu kommen und mal Sex mit ihm auszuprobieren. Das ist natürlich eine tolle Begrüßung, die ich dann aber doch dankend ablehne. Um 18 Uhr findet dann das Treffen der Wandergruppe statt und ich lerne meine zehn Mitwanderer kennen. Fünf aus Deutschland, fünf aus Holland 🙈 Unfassbar! Was ich aber cool finde, ist, dass alle alleine reisen, es gibt also keine Pärchen oder Freundesgruppen. Nach der Erklärung zum Ablauf der nächsten Tage gehe ich dann mit einer Deutschen aus der Gruppe noch etwas Essen und danach ins Hotel, wo ich eine warme Dusche nehme und meinen Rucksack packe. Ich hatte gar nicht so viel eingepackt, aber mit dem Schlafsack, der Isomatte und jeder Menge Essen, ist der Rucksack dann doch ganz schön schwer! Um 5 Uhr am nächsten Morgen klingelt dann der Wecker und wir nehmen ein Taxi zum Treffpunkt der Gruppe, wo es um 6 Uhr Frühstück gibt. Das ist natürlich so gar nicht meine Zeit, aber ich essen trotzdem etwas, weil ich die Energie sicher gebrauchen kann. Nach einer kurzen Busfahrt geht dann die 15 Kilometer Wanderung los und ist wirklich sehr schön. Tolle Natur durch sehr unterschiedliches Terrain. Teilweise tolle Blicke auf die Vulkane rund um den See und in Antigua, die ich schon bestiegen und gesehen habe. Gegen 17 Uhr kommen wir dann in der ersten Unterkunft an, einem Haus in einem ganz kleinen Ort. Hier teilen wir uns auf zwei Räume zum Schlafen auf und es gibt heiße Getränke. Anschließend können immer vier Leute ins Temazcal, das ist eine Mischung aus Sauna und Dusche und tut nach der Wanderung echt sowas von gut! Danach gibt es dann leckere Pasta zum Dinner sowie eine kurze Gesprächsrunde, in der wir die Eindrücke des Tages teilen. Nach einer kurzen Partie Wizards fallen wir dann alle tot müde ins Bett. Wobei Bett auch ein bisschen zu viel gesagt ist, da wir auf dem Boden schlafen. Und so ist die Nacht dann auch, recht hart und kalt. Dazu kommen noch Bauchschmerzen und dementsprechend ist meine Nacht recht kurz und nicht so erholsam. Wir werden um 6 Uhr geweckt, packen unsere Sachen und gehen zum Frühstück ein paar Minuten weiter in ein Restaurant. Hier verzichte ich aber dieses Mal auf das Essen, um meinem Magen eine kleine Pause zu geben. An diesem Tag müssen wir ca. 17 Kilometer wandern und sie ist noch schöner, als die gestern. Gegen 11 Uhr esse ich dann ein paar Nüsse und einen meiner Energy-Balls. Das verträgt mein Magen so semi-gut. Auf dem Berg angekommen machen wir dann eine kurze Pause mit Snacks und Getränken und einem Vortrag unserer Guides. Hier erfahren wir einiges über das Land und die Organisation, mit der wir die Wanderung machen. Quetzaltrekkers wurde 1995 von drei Ausländern mit dem Zweck gegründet, etwas für die einheimische Bevölkerung zu tun. Der Betrag, den wir bezahlen, geht komplett an eine Schule, die sie aufgebaut haben, in die 180 Kinder gehen. Einer unserer Guides war vor fast 20 Jahren selbst dort und berichtet, wie toll es ihm geholfen hat. Eine sehr emotionale Vorstellung, die uns alle sehr berührt. Ich bin froh, dass ich mit meiner Wanderung dieses tolle Projekt unterstützen kann! Gegen 17 Uhr kommen wir dann in der nächsten Unterkunft an und ich mag es direkt viel mehr. Das “Familienoberhaupt” Don Pedro begrüßt jeden mit Handschlag, das Haus ist viel größer und wir können erstmal alle nacheinander eine Dusche nehmen, bevor uns das leckere Essen serviert wird. Danach setzen wir uns alle ans Feuer, wo es Marshmallows gibt, die wir erwärmen und zwischen zwei Schokokekse legen, sodass die Schokolade leicht schmilzt, so lecker! Eine Deutsche hat eine Ukulele dabei und fängt danach an, ein paar Lieder zu spielen und wir singen alle gemeinsam, was total schön ist. Danach legen wir uns alle schlafen, diesmal alle im gleichen Raum. Zum Glück ist es hier etwas wärmer. Um 3:30 Uhr werden wir dann wieder geweckt und wir wandern eine knappe Stunde zu einem Aussichtspunkt, wo wir uns noch mal in unsere Schlafsäcke kuscheln und die Sterne beobachten können. Dazu wird uns ein sehr leckeres, saftiges Bananenbrot und heiße Getränke serviert. Etwas später können wir uns dann auch Haferflocken, Nüssen, Erdnussbutter, Marmelade und Zimt ein leckeres Porridge machen. Wahnsinn! Und dann geht die Sonne auf, wir blicken über den See und auf die Vulkane und sehen sogar eine starke Eruption des Fuegos inklusive Lava. Es ist ein privater Ort, weshalb nur wir hier sind. Außerdem sehen wir noch so eine Art Komet, ein langes glühendes Etwas, das durch den Nachthimmel fliegt und wir nicht richtig zuordnen können. Nachdem jeder ausreichend Fotos gemacht und den Ausblick genossen hat, wandern wir dann ungefähr zwei Stunden nach San Juan. Dabei werden wir von der Polizei begleitet, die das gratis anbietet, wenn man eine Wanderung hier macht. Anscheinend kommt es doch hin und wieder mal zu Überfällen. In San Juan trinken wir dann eine Kleinigkeit in einem Restaurant, das Menschen mit Behinderungen einstellt und ausbildet, ebenfalls ein tolles soziales Projekt hier. Anschließend werden wir von einem Pickup abgeholt und nach San Pedro gebracht. Wir stehen alle hinten auf der Ladefläche, was ein Riesenspaß ist. In San Pedro essen wir dann in einem Restaurant zu Mittag, baden im See und läuten so langsam den Abschied ein. Ich bringe meinen Rucksack ins Hotel, hole meine Sachen, die ich in der Schule gelagert hatte, ab und erhalte noch ein paar Reisetipps für Mexiko. Danach heißt es Abschied nehmen und die Gruppe löst sich so langsam auf. Da aber einige noch hier bleiben, treffen sich ein paar Leute nach einer Dusche und ein bisschen ausruhen wieder in einem israelischen Restaurant zum Abendessen. Man sieht uns allen an, dass wir ziemlich durch sind und werden auch an dem Abend nicht mehr alt. Ich gebe dann fast alle meine Klamotten noch in der Wäscherei ab und reinige meine Schuhe und meinen Rucksack. In meinem Hotelzimmer sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Aber ich bin so froh, dass ich ein gutes Zimmer mit großem bequemen Bett und eigenem Bad gebucht habe. Ich schlafe wie ein Baby und treffe mich mit Raouf, der wieder nach Xela fährt, um die nächste Vulkan-Wanderung zu machen, zum Frühstück. Danach buche ich ein Shuttle zu meinem nächsten Ziel und gehe anschließend ich in ein Café, wo ich mich mit Raul, meinem Spanisch-Lehrer treffe und ein bisschen arbeite. Im Dorf treffe ich immer wieder jemanden aus der Wandergruppe, was ziemlich cool ist. Wir verabreden uns für den Abend wieder zum Essen und sitzen in gemütlicher Runde zusammen. Der Trip hat mir richtig gut getan! Mal drei Tage mit den gleichen Menschen zu verbringen und auch in tiefere Gespräche einzutauchen war genau das, was ich gerade gebraucht habe. Für mich geht es Morgen um 6 Uhr mit dem Boot nach Panajachel und anschließend nach Lanquin.


















Meinem Magen geht es übrigens wieder besser und ich habe richtig Appetit :)